Fuck 2020

Fuck 2020

2020 begann mit brennenden Koalas in Australien und brennenden Affen in Krefeld. Am besten wäre das Jahr zu diesem Zeitpunkt einfach abgebrochen und direkt zu 2021 gesprungen worden, denn besser wurde es nicht. Im Gegenteil. Der Virus bestimmte die Schlagzeilen und unser Leben. Dinge und Handlungen, die uns bis dahin als ganz selbstverständlich vorkamen, wie sich mit Freund*innen in einer Kneipe zu treffen, ein Konzert zu besuchen oder im Stadion die eigene Lieblingsmannschaft anzufeuern, wurden plötzlich aus Gründen des Infektionsschutzes untersagt – mit zum Teil dramatischen ökonomischen Folgen für alle, die davon leben, das Menschen zusammenkommen.

Mir leuchten die grundsätzlichen Schutzregeln – Maske tragen, Abstand halten, Menschenaufläufe vermeiden – ein und ich befolge sie auch, um mich und andere zu schützen. Trotzdem bin ich auch sauer. Sauer, das wir wieder in einer Situation sind, die einen weiteren Shutdown nötig macht. Vielleicht wäre dieser sowieso nötig geworden, es gab zumindest bei den Menschen, die sich wissenschaftlich mit Corona beschäftigen, keinen Zweifel, das es eine zweite Welle geben wird. Aber mit diesem Wissen hätte man den Sommer nutzen können, um sich auf eine zweite Welle vorzubereiten, und hätte so vielleicht die Zahl der Toten und Infizierten reduzieren können. Stattdessen wurden Menschen wie Christian Drosten oder Karl Lauterbach öffentlich wegen „ihrer Panikmache“ angegangen und ihre Warnungen, so wirkt es auf mich zumindest, in den Wind geschlagen. Die Boten der schlechten Nachrichten wurden „geköpft“, statt sich mit dem Inhalt der Nachrichten auseinander zu setzen und entsprechend darauf zu reagieren.

Ich bin sauer auf Politik und Verwaltung, dass die Nöte der Menschen, die in der Veranstaltungsbranche tätig sind, die als Soloselbständige ihren Lebensunterhalt verdienen, nicht ernst genommen und die versprochenen Hilfen nicht so zur Verfügung gestellt wurden, das auch alle, die sie brauchen, sie nutzen können.

Und ich bin sauer, das Corona nicht genutzt wurde, um darüber nachzudenken und zu handeln, unsere Gesellschaft und unser Wirtschaftssystem menschenfreundlicher zu gestalten. Die kurze, anfängliche Phase der Solidarität wurde schnell wieder vom Egoismus und dem Weiter-so-wie-bisher verdrängt.

Aber auch abseits von Corona war 2020 in vielerlei Hinsicht ein scheiß Jahr. In meiner aktuellen Kolumne im Sensor Wiesbaden bin ich darauf schon eingegangen, deshalb folgt einfach dem Link, wenn Ihr wissen wollt, was mich an 2020 sonst noch so angekotzt hat.

2020 war ein scheiß Jahr. Für viele von uns sicher das beschissenste Jahr in ihrem Leben. Für mich persönlich dagegen lief 2020 gar nicht so schlecht. Klar, ich hätte gerne öfter vor Publikum gelesen und gesungen. Dank Corona sind rund 20 Lesungen abgesagt worden und bis auf eines im Februar, alle Konzerte meiner Band FRONT, darunter unter anderem ein Auftritt auf dem Ruhrpott Rodeo, auf den wir uns schon lange gefreut hatten. Ich hätte mich auch gerne öfter mit Freun*innen getroffen und Konzerte besucht. Aber die gewonnene Zeit machte es auch möglich, das ich ein neues Buch schreiben konnte, das hoffentlich nächstes Frühjahr erscheinen wird. Ich hatte mehr Zeit, mit meinem Freund Raidy zu podcasten, was nicht nur durch gestiegenen Hörer*innen-Zahlen, sondern auch durch neue Bekanntschaften mit Gesprächspartner*innen und Hörer*innen belohnt wurde. Und ich hatte mehr Zeit für meine Freundin und meinen Hund, was immer eine gute Sache ist. Kurzum: auf der persönlichen Ebene war 2020 schon in Ordnung. Trotzdem hoffe ich, das 2021 wieder normaler wird als dieses Jahr.

Zu guter Letzt möchte ich mich bedanken bei allen, die mein Buch „Im Sarg ist man wenigstens allein“ gekauft und gelesen haben, bei allen Veranstalter*innen, die eine Lesung mit mir gemacht haben oder machen wollten, bei allen die dieses Jahr den Polytox Podcast gehört haben, ganz besonders bei denen, die Raidy und mich dabei finanziell unterstützen, und natürlich bei Dir, dass Du diese Zeilen bis hierhin gelesen hast.

2020 war scheiße. Hoffentlich wird 2021 besser. Kommt gut und gesund ins neue Jahr!

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