Deutsche Journalisten, Gärtner und Floristen

Deutsche Journalisten

In Berlin ist eine junge Frau mit Migrationshintergrund an einer S-Bahnstation von sieben Personen zusammengeschlagen worden. Die Polizei versendet eine Polizeimeldung, in der als Motiv für den Angriff genannt wird, dass die Frau keine Coronamaske getragen habe. Medien veröffentlichen die Meldung, ohne sie gegenzuchecken. Dann veröffentlicht das Opfer ein Video, indem sie erklärt, sie sei Opfer von rassistischer Gewalt geworden und sei nicht wegen einer fehlenden Maske angegriffen worden. Eine Auswertung der Videoaufnahmen bestätigt die Frau und die Polizei Berlin muss ihre Meldung korrigieren.

Mal ganz davon abgesehen, wie die Polizei dazu kam, solch eine Räuberpistole zu melden, war es mal wieder bezeichnend, das viele Journalist:innen ihre Arbeit nicht gemacht haben, indem sie die Polizeimeldung ohne Gegencheck veröffentlicht haben. Das sollten sie aber, da die Polizei keine privilegierte Quelle ist, bei der von der erforderlichen Objektivität ausgegangen werden kann.

Es ist ja nicht so, das sich Polizeiangaben zum ersten Mal als Quatsch herausstellen. Nach der Kölner Silvesternacht 2015/2016 teilte die Polizei Köln mit, es habe sich um eine entspannte Nacht gehandelt, während das Gegenteil der Fall war. Viele Medien, vor allem überregionale, übernahmen zunächst das Narrativ. Oder erinnert sich noch jemand an den erfundenen Angriff auf die Davidwache in Hamburg? Oder die angebliche Not-OP, der sich ein Polizist nach einem Einsatz in Leipzig-Connewitz in der Silvesternacht 2019/2020 unterziehen musste, die gar keine war? Oder der angeblich unter Strom gesetzten Türknauf bei der Räumung des Berliner Kiezladens Friedel54 im Jahr 2017?

Journalist:innen sollten sich immer bewusst sein, dass Polizeimeldungen keine objektiven Tatsachenberichte sind und deshalb vor Veröffentlichung immer auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden müssen. Das lernen angehende Journalist:innen gleich zu Beginn ihrer Ausbildung, damit es nicht wieder vergessen wird, weisen übrigens auch die beiden größten Journalst:innengewekschaften immer wieder hin. Der DJV zum Beispiel hier. Die DJU schreibt in ihrer Broschüre „Journalismus und Polizeiarbeit“ folgends:

Die Polizei ist aber nicht nur Quelle von Informationen, sondern auch Gegenstand der Berichterstattung. Nicht selten ist sie sogar beides zugleich. Diese Doppelrolle hat gewichtige Konsequenzen. Nicht zu verkennen ist, dass die Polizei eine Behörde mit eigenen Interessen ist. Ist die Polizei an einer Auseinandersetzung beteiligt, muss sie als Partei behandelt werden, weil es ihr im Zweifel an der erforderlichen Objektivität fehlt. Informationen über im Einsatz verletzte Polizeibeamt*innen oder die vermutete Gewaltbereitschaft einer angemeldeten Versammlung berühren immer auch polizeiliche Interessen wie die personelle Ausstattung oder die Rechtfertigung von Maßnahmen. In dieser Situation ist die Polizei keine „privilegierte“ Quelle, bei deren Äußerungen der Wahr-heitsgehalt unterstellt werden darf.

DJU: Journalismus Konkret „Journalismus und Polizeiarbeit“

Battered Bastards of Baseball

Meine Nase hat diese Woche entweder getropft wie ein rostiger Wasserhahn oder war verstopft wie ein Abflussrohr. Die meiste Zeit lag ich flach und habe die Welt mal Welt sein lassen. Dafür habe ich auf Netflix die wunderbare Doku “The Battered Bastards of Baseball” gesehen, die ich allen Sportfans ans Herz legen möchte, die mit der zunehmenden Kommerzialisierung nicht klarkommen. Die Geschichte über das einzige unabhängige Minor League Baseball Team, den Portland Mavericks, das sich gegen das Establishment zur Wehr setzt, zeigt, wie Sport eigentlich sein sollte und was durch die Kommerzialisierung verloren gegangen ist.

Streaming-Tipp

Ich weiß, dass ich extrem spät auf den Hypetrain aufspringe, aber Last one Laughing ist die vielleicht lustigste Sendung, die ich seit Langem gesehen habe. Zehn eingesperrten Comedians dabei zuzusehen, wie sie nicht lachen dürfen, ist extrem lustig.

Podcast-Tipp

Vorige Woche schrieb ich über Joe Rogan und Spotify. Zwischenzeitlich veröffentlichte Rogan ein Video zu seiner Folge mit Robert Malone und Peter McCullough und das von vielen als Entschuldigung aufgenommen worden ist. Der großartige Podcast Decoding the Gurus hat sich das Video genauer angeschaut und dazu folgende Episode aufgenommen.

Kurzum: Eine wirkliche Entschuldigung ist das nicht. Eher eine Verteidigung und das Rogan beim Thema Corona und der Impfung nicht einfach nur ein neutraler Dude ist, der sich alles anhört, sondern eher als Aktivist bezeichnet werden muss. Ich kann den Podcast – auch die anderen Folgen, die sich unter anderem mit Russell Brand, Jordan B. Peterson oder Brett Weinstein beschäftigen, sehr empfehlen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert