Die Young-Rogan-Erfahrung

Donald poliert den Büffelmann

Trump ist seit einem Jahr kein US-Präsident mehr. Auf Social Media ist er verbannt worden und so hören wir sein Dummgeschwätz deutlich weniger als in den Jahren zuvor. Jetzt hat er auf einer Wahlkampfveranstaltung kundgetan, dass er alle begnadigen werde, die wegen des Sturms auf das Kapitol verurteilt wurden, wenn er wieder zum Präsident gewählt werden würde. Warum er das nicht getan hat, als er noch US-Präsident gewesen ist, hat er nicht gesagt. Er war ja noch Präsident und hätte die Möglichkeit dazu gehabt. Und ich wette, sollte er 2024 wieder gewählt werden (was kein vernünftiger Mensch hoffen kann), wird er dem Büffelmann auch dann nicht die Hörner polieren und ihn begnadigen. Vermutlich wird er sich dann einfach nicht mehr an das Gesagte erinnern können. Ähnlich wie das Boris Johnson immerzu tut. Es gibt genügend Gründe, den britischen Premier scheiße zu finden. Aber sich hinzustellen und zu behaupten, er habe nicht gewusst, das Partyfeiern während des Lockdowns verboten sei, hat schon Chuzpe.

Donald poliert dem Büffelmann die Hörner

Der größte und bekannteste Podcast der Welt, The Joe Rogan Experience, hat es jetzt auch in die deutschen Medien geschafft, Neil Young sei Dank. Der war nämlich so sehr über eine Episode erbost, in der Joe Rogan den Wissenschaftler Dr. Robert Malone zu Gast hatte, der ziemlich viel Schwachsinn über Corona und die Impfung dagegen erzählt. Da Rogan der Meinung ist, ein Mensch mit gutem Immunsystem brauche keine Impfung, hat er sich selbst nicht impfen lassen, und widerspricht Malone auch nicht. Der Podcast verzeichnet zurzeit um die elf Millionen Downloads pro Episode und hat damit eine Reichweite wie hierzulande die Tagesschau. Viele Leute bekommen diese Fehlinformationen also mit. Das ist nicht schön. Trotzdem verstehe ich die Aufregung nicht ganz. Denn Joe Rogan hat öfters Menschen zu Gast, die ein, sagen wir es mal, verqueres Weltbild vertreten. Der Rechtsextremist und Proud Boys-Gründer (und Mitbegründer des Vice Magazines) Gavin McInnes saß schon bei Rogan genauso wie der Lügner und Hetzer Alex Jones oder der antifeministische und klimawandelverharmlosenden Ex-Professor Jordan B. Peterson und die transfeindliche Autorin Abigail Shrier. Darüber hinaus erzählt Joe Rogan ziemlich viel Mist in seinem Podcast, warum sollte es bei Corona anders sein?

Keine Platform-Rules für Joe

Würde Spotify seine Plattform Rules ernst nehmen, hätte Joe Rogan niemals seinen 100 Millionen US-Dollar schweren Spotify-Exklusivvertrag bekommen dürfen. Aber bei dem weltgrößten Podcast nimmt man es mit den eigenen Regeln halt nicht so genau. Aber davon einmal abgesehen: Wer medizinische Ratschläge lieber von einem Comedian annimmt als von seriösen Mediziner:innen, dem ist sowieso nicht zu helfen.

Dass jetzt Kritik auf Spotify niederprasselt, ist zwar trotzdem zu begrüßen, aber leider wird Spotify nicht dafür kritisiert, dass sie einen entscheidenden Teil zur Entwertung von Musik beigetragen haben und mit dafür sorgen, das Künstler:innen in die Armut getrieben werden, sondern nur, das sie an dem Podcaster festhalten, dem sie 100 Millionen US-Dollar gezahlt haben, damit dieser exklusiv auf ihrer Plattform sendet, und den sie deshalb nicht von ihrer Plattform kicken werden.

Polytox Podcast Folge 107 – Outdate mit Julian Gloomster

Am Sonntag erscheint die neue Folge des Polytox Podcast. Wir hatten mal wieder Julian zu Gast, der über einen Naziangriff am Rande einer Queridiotendemo in Dresden berichtet und uns ein Update zu seinen verschiedenen Bands und seinem neuen Label Cold Knife Records.

Der Homo Wilhelminicus

Die neue Ausgabe des Sensor Magazin Wiesbaden ist seit ein paar Tagen in Wiesbaden erhältlich oder online als PDF. Neben meiner Kolumne, in der ich mich dieses Mal den Homo Wilhelminicus vorstelle, eine seltene Form des Homo sapiens, und den wunderbaren Uzi Mayer porträtiere, der nicht nur ein großartiger Schlagzeuger ist, sondern mit seinem Wein-Start-up Weingau den Kampf gegen die Goliaths der Weinbranche aufnimmt.

Podcasttipp

Conan O’Brien war einer der bekanntesten und beliebtesten Late Night Talkshow Hosts. Die Fernsehkarriere hat er (vorerst?) an den Nagel gehängt, dafür macht er einen Podcast: Conan O’Brien needs a friend. Die Idee dahinter ist, das Conan O’Brien sich mit Menschen trifft, die schon einmal in seiner Late Night Show waren, die er aber gerne näher kennenlernen und sich länger mit ihnen unterhalten würde als nur die fünf bis zehn Minuten, die ihm in seiner Late Night Show zur Verfügung standen. Den Podcast gibt es seit mittlerweile mehr als drei Jahre, entsprechend viele Folgen sind erschienen. Unter den Gästen waren bislang zum Beispiel Tom Hanks, Barack Obama, Dave Grohl, Kevin Hart oder Bruce Springsteen, um nur ein paar zu nennen. Die Gespräche sind kurzweilig und verdammt lustig. Bei den Folgen mit Charles Barkley und Shaquille O’Neal lag ich vor Lachen buchstäblich auf dem Boden. Ähnlich ging es mir kürzlich mit der Episode mit Zach Galifianakis. Die habe ich beim Gassigehen gehört und viele ungläubige Blicke von Passant:innen geerntet, als ich lachend durch den Wald lief. Conan O’Brien ist der vielleicht lustigste Podcast im Internet. Wer ihn noch nicht kennt, sollte schnell mal reinhören!

Leseempfehlung

Gunnar Schade war vor ein paar Wochen zu Gast im Polytox Podcast. Zur Vorbereitung hatte ich seine satirische Essay-Sammlung “Einsamkeit, Unrecht und Freizeit für das deutsche Vaterland” gelesen. Die zehn Texte sind bitterböse, schwarzhumorige Kommentare zu Gesellschaft und Zeitgeist. Und obwohl das Buch 2008 erschienen ist, haben die Texte nichts von ihrer Aktualität verloren. Ein wunderbares Lesevergnügen!

Dreizeiler der Woche

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