Donnerstagabend, kurz nach 18 Uhr. Ich sitze in der Bahn und warte mit ein paar hundert anderen Menschen darauf, dass der Zug sich endlich in Bewegung setzt und den Hauptbahnhof Frankfurt verlässt. Eigentlich hätte die Regionalbahn um 17:54 Uhr losfahren sollen. Ich sitze am Fenster an der Bahnsteigseite. Die Anzeigetafel kann ich gut erkennen, sie zeigt immer noch 17:54 Uhr als Abfahrtszeit an, von Verspätung steht dort nichts geschrieben. Den Lokführer habe ich leider nicht verstanden. Zu undeutlich die Aussprache. Meinem Sitznachbarn geht es genauso, sein Gesichtsausdruck verrät Ratlosigkeit.
Aber natürlich wissen wir, was Sache ist. Der Zug wird verspätet losfahren, die Frage ist nur: Mit wie vielen Minuten? Für mich ist es heute schon die zweite Verspätung, denn auch die S-Bahn, die ich am Morgen nutzte, sammelte auf der Fahrt Verspätung an. Genauso wie gestern und die Tage davor. Die ganze Woche schon.
Seit Oktober bin ich wieder Pendler. Seitdem waren die Tage, an denen meine Züge pünktlich fuhren, deutlich in der Unterzahl. Klar, ich könnte ein Auto kaufen und mir den Berufsverkehr gönnen. Das wäre bestimmt auch ein großer Spaß. Aber jetzt würde ich einfach nur gerne wissen, warum wir immer noch stehen und wann wir losfahren.
Ich öffne die RMV-App und auch dort wird mir keine Verspätung angezeigt. Merkwürdig. Bei Twitter erklärt mir die Social Media Abteilung des RMV, dass sich Personen im Gleis befinden, weshalb die Fahrt noch nicht starten kann. Das verstehe ich. Was ich nicht verstehe: Man empfiehlt mir, eine andere App des RMVs zu nutzen. Warum werden Verspätungen nur in der einen App angezeigt, aber nicht in der anderen? Warum legt man die eine App dann nicht still? Aber vielleicht ist der Kunde auch egal, das eigene Angebot ist quasi alternativlos.
Zumindest funktioniert die Verspätungsgarantie. Ab zehn Minuten Verspätung wird ein Teil des Fahrpreises erstattet. Dass man dafür in eine der RMV-Servicestellen muss, um die Verspätung mit Fahrkarte und Ausweis zu belegen, und anschließend das Geld bar ausbezahlt bekommt, verstehe ich sogar noch. Das Internet ist schließlich für uns alle Neuland. Was ich aber nicht verstehe, dass ich dann im Servicecenter von der Mitarbeiterin mit den Worten angeblafft werde: “Wir haben noch kein Geld in der Kasse, kommen Sie am Nachmittag wieder.” Dann wehte ein weiterer Heuballen durch die Servicewüste Deutschland.
Jetzt gibt es das Deutschlandticket. Trotz der berechtigten Kritik eine gute Sache. Die 10-Minuten-Garantie des RMV gilt für dieses Ticket nicht. Immerhin. Ich muss kein Servicecenter mehr aufsuchen.
Um 18:19 Uhr fahren wir endlich los.