Falk Fatal: New Work

Falk Fatal: New Work

Wir verbringen einen großen Teil unseres Lebens mit Arbeit. Früher bedeutete das fast immer: Morgens aus dem Haus raus und sich auf den Arbeitsweg zum Arbeitsort machen und abends zurück. Der technische Fortschritt macht es möglich, dass man für viele Berufe das Zuhause nicht mehr verlassen muss. Das Schreiben dieser Kolumne zum Beispiel, findet fast immer in den heimischen vier Wänden statt, manchmal auch im öffentlichen Nah- oder Fernverkehr oder während eines Spaziergangs durch das Nerotal.

Die Flexibilität einer ortsgebundenen Arbeit ist toll. Und dank Corona – vielleicht das einzig Gute, was diese Pandemie hervorbrachte – haben viele Firmen bemerkt, dass Homeoffice nicht schlecht fürs Geschäft sein muss.

Seit Google zur Weltmarke wurde, gilt alles, was in deutschen Büros früher undenkbar war – den Chef Duzen, Tischkicker spielen, sich auf einem Sofa lümmeln oder arbeiten, wann man will – als New Work. Gleichzeitig vermischt sich die räumlich und zeitlich entkoppelte New Work mit dem früher von der Arbeit getrennten Privatleben. Textnachrichten an Kollegen lassen sich jetzt auch spätabends bei einer Flasche Rotwein von der heimischen Couch aus schreiben. Fragt Mathias Döpfner.

In der Old Work ist die Gefahr der Vermischung dieser Welten gering. Dort macht Arbeit “das Leben süß, so süß wie Maschinenöl“. Schon allein, weil es feste Arbeitszeiten und einen festen Arbeitsort gibt. Diese Old Worker sitzen im Supermarkt an der Kasse, fahren täglich tausende Menschen im Bus durch die Stadt oder liefern unsere Bestellungen aus, oder pflegen im Krankenhaus und Altenheim die Alten und Kranken – oft unter schlechten Arbeitsbedingungen und geringer Bezahlung.

Während der Corona-Hochphase waren diese Old Worker kurzfristig im Blick der Öffentlichkeit, weil sie trotz Lockdown dafür sorgten, dass hier nicht alles zusammenbricht. Doch seitdem Corona offiziell für beendet erklärt wurde, gilt wieder: Aus den Augen, aus dem Sinn. Und wenn jemand es wagen sollte, für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen zu streiken, wird die Nase gerümpft und darüber geschimpft.

Arbeit ist laut einer Definition der Bundeszentrale für Politische Bildung “eine spezifisch menschliche – sowohl körperliche als auch geistige – Tätigkeit, die vor allem dazu dient, die zur Existenzsicherung notwendigen Mittel zu beschaffen”. Sprich, dass zumindest genügend Geld reinkommt, um gut über die Runden zu kommen.

New Work klingt gut. Fair bezahlte Arbeit klingt besser.

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