FALK FATAL und die Salztalbachbrücke

Salzbachtalbrücke

Als die Salzbachtalbrücke 1963 eröffnet wurde, war die Freude vermutlich groß. Die Südumgehung
Wiesbaden führte den Rhein-Main-Schnellweg endlich bis zur Mainzer Straße. Dass dieses
Stahlbetonkonstrukt fast 60 Jahre später einmal zum meist gehassten Bauwerk der Region
Wiesbaden werden würde, ahnte damals wohl niemand. Ausgelegt für 20.000 Autos pro Tag kam
die Brücke bald an ihre Grenzen. Das Verkehrsaufkommen stieg immens, zuletzt sollen mehr als
80.000 Fahrzeuge pro Tag die Brücke passiert haben.

Wie sich das Verkehrsaufkommen entwickeln wird, konnte Ende der 1950er, Anfang der 1960er
Jahre vielleicht wirklich niemand ahnen, aber das seitdem nur das Notwendigste getan wurde, um
die Brücke für das deutlich höher als geplante Verkehrsaufkommen fit zu machen, verwundert dann
doch ein bisschen.

Während die Bausubstanz langsam weg bröckelte, wurde die Salzbachtalbrücke während der
Rushhour zum bekannten Stautreffpunkt. Beliebtheitswettbewerbe lassen sich so natürlich nicht
gewinnen, besonders im brückengeplagten Wiesbaden. Wie unbeliebt die Salzbachtalbrücke ist,
zeigen Google Rezensionen. Selbst die Dauerbaustelle Schiersteiner Brücke schneidet dort deutlich
besser ab und kam bis zum Redaktionsschluss auf solide 4 Sterne, während sich die
Salzbachtalbrücke mit zwei Sternen zufriedengeben muss. Wären da nicht einige zutiefst
sarkastische Fünf-Sterne-Bewertungen, die die Brücke als ein “Muss für jeden Stauliebhaber”
beschreiben oder „die tolle Aussicht“ loben, sähe es noch schlimmer aus. Und das zurecht.
Die ohnehin schon miserable Verkehrssituation in Wiesbaden ist dank der Vollsperrung zur reinsten
Zumutung für alle Verkehrsteilnehmer:innen mutiert. Einen Hauptbahnhof, den keine Züge
anfahren können, gibt es wohl auch nur in Wiesbaden. Wer es in diesem Chaos schafft, sich ohne
erhöhten Bluthochdruck, Wutausbruch und schlechter Laune an sein Ziel zu navigieren, muss ein
Diplom im Stoizismus haben.

Mindestens.

Zumindest die Bahnfahrenden dürfen sich freuen. Am 6. November, 12 Uhr, soll das Scheißding
gesprengt werden und schon sechs Wochen später sollen die Züge wieder in den Wiesbadener
Hauptbahnhof rein- und rausrollen können.

Autofahrer:innen müssen sich leider länger gedulden. Die neue Brücke über das Salzbachtal soll
erst 2023 fertiggestellt werden. Hoffentlich bekommen nicht die Baufirmen den Zuschlag, die den
Berliner Flughafen oder Stuttgart 21 pünktlich fertig gebaut haben, denn sonst wird das Martyrium
noch ein bisschen länger dauern.

Aber ganz egal, ob die neue Brücke 2023, 2033 oder 2043 eingeweiht werden wird: Ich bin
mir sicher, die Freude wird groß sein. Und vielleicht fallen dann die Google-Bewertungen auch
wieder etwas freundlicher aus.

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