Von Altersschwäche keine Spur


Torpedohead machen seit 2008 die Bühnen unsicher und nehmen dafür gerne so manches Opfer in Kauf.

WIESBADEN Nicht mehr lange und der einstige Bürgerschreck Rock’n’Roll wird ins Rentenalter kommen. Doch statt eingerostet, müde und schläfrig zu klingen, ist Rock’n’Roll im Jahre 2010 immer noch laut, ungestüm und manchmal ein wenig überheblich. Von Altersschwäche also keine Spur. Einen kleinen Anteil daran haben Torpedohead aus Wiesbaden und Frankfurt, die seit Sommer 2008 nämlich genau das machen: Musik, die das Beste aus der Geschichte des Rock’n’Rolls in sich vereint. Von Johnny Cash und Elvis Presley angefangen über die Rolling Stones, Beach Boys und New York Dolls zu aktuelleren Bands wie Mötley Crüe oder Social Distortion.

Obwohl die Band noch relativ jung ist, sind die drei Bandmitglieder Gitarrist und Sänger Sven Spacebrain, Bassist Hardy und Schlagzeuger Zasch alte Bekannte in der Musikszene des Rhein-Main-Gebiets, die in den vergangenen zehn Jahren in zahlreichen Bands ihr Unwesen getrieben haben. Jetzt also Torpedohead. Warum? „Wir machen das aus Liebe zur Musik“, sagt Hardy. „Es ist einfach eine tolle Sache rauszugehen und zu spielen. Und manchmal sogar mit Bands  und Menschen, die man selbst wegen ihrer Musik bewundert.“ Spontan fallen ihm Bands wie Peter Pan Speedrock, New York Dolls oder L.A. Guns ein, in deren Vorband Torpedohead schon war. Viel Geld verdienen lässt sich mit der Band auf diesem Level nicht, alle Bandmitglieder gehen einem ordentlichen Beruf nach.

Das wir damit nicht reich werden, ist uns klar.“ Dennoch ist Torpedohead mehr als nur ein Hobby für die Drei. Sie nehmen die Sache ernst und opfern dafür auch ihren Urlaub – zum Beispiel für ihre einwöchige Tournee, die sie vergangenen Sommer einmal quer durch die Republik führte.

Mit dieser unbändigen Lust, Live vor Publikum zu spielen, haben es Torpedohead schon zu mehr als 60 Auftritten im In- und Ausland gebracht. Am 15. Januar 2011 spielen sie auch in Wiesbaden, im GMZ Wellritzstraße. Dazwischen fanden sie noch die Zeit ihr Debütalbum „Lovesick Avenue“ und die vor kurzem erschienene EP „Let’s go for a ride“ zu veröffentlichen.

Diese nahm das Trio mit prominenter Unterstützung im Ruhrpott auf. Ihr Produzent Siggi Bemm genießt in Musikerkreisen einen guten Ruf und arbeitete schon mit Peter Maffay, Udo Lindenberg oder Kreator zusammen. Das Resultat kann sich hören lassen. In der Fachpresse wird es mit Lob überschüttet. Und auch das Video zu dem Song „Cadillac Beach“ findet im Internet viele Zuschauer. „Das ist schon wichtig, dass du als Band im Netz präsent bist. Woanders wirst du ja kaum noch wahrgenommen“, sagt Hardy. Und so nahmen Torpedohead vergangenen Sommer den Videoclip in Langen und in Frankfurt mit einem professionellen Filmteam auf.

Den größten Einsatz beim Videodreh, zeigte vielleicht Hardy. In einer Szene packt ihn eine junge Frau am Kragen, zieht ihn aus dem Kofferraum eines amerikanischen 50er-Jahre-Straßenkreuzers  und wirft ihn auf den Boden, wo sie ihn dann liegen lässt, wieder ins Auto steigt und davon fährt. Die Szene sei etwa 20-mal gedreht worden. Immer wieder flog Hardy in den Staub. „Mir tat hinterher alles weh“, sagt er lachend. „Am ganzen Körper hatte ich blaue Flecken und die Hand war auch aufgeschürft.“ Aber das sind sie wohl, die kleinen Opfer, die man bringen muss, wenn man es ganz nach oben bringen will. Ohne Schmerzen gelingt ein Aufstieg selten.

Erschienen am 9. Januar im Wiesbadener Kurier

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