Das soziale Bildernetzwerk Pinterest wird bei Nutzern immer beliebter. In jüngster Zeit kam es allerdings vermehrt in die Kritik, weil das Pinnen und teilen fremder Bilder das Copyright verletzten würde. Wer das schon mehr als bedenklich fand, für den dürfte der neue Sharing-Dienst BO.LT wohl der letzte Sargnagel für das Copyright in der digitalen Welt bedeuten. Ich selbst habe mit dem Dienst noch keine Erfahrungen gemacht, da er sich derzeit in der geschlossenen Beta-Phase befindet, doch wenn das alles stimmt, was bei Köln Format zu lesen ist, dann kann man echt vom Glauben abfallen.
BO.LT ist laut eigener Aussage ein „Social Page Sharing‘-Dienst. Im Grunde funktioniert BO.LT ähnlich wie zum Beispiel Scrapbook. Seiten im Netz, die einem gefallen, kann man bookmarken, im eigenen Account ablegen und teilen. Also fast so, wie bei Pinterest. Allerdings gibt es einen Unterschied: Nachdem der User die URL eingegeben hat, kopiert BO.LT die komplette Website und legt sie unter einer eigenen bo.lt-Adresse ab. Was das ganze so krass macht: Der User kann nun die Kopie der Seite komplett verändern. Bilder austauschen, Texte und Schriften verändern, das Design modifizieren. Heike Kaufhold zeigt in seinem Artikel „BO.LT macht euch zum Herrscher über Websites – von Klonen, Klau und Copyright„ (wo das Prinzip von BO.LT übrigens genauer und ausführlicher beschrieben ist als hier. Wer es also genau wissen will, einfach dem Link folgen) das Beispiel einer BBC-Website, bei der die Überschrift verändert wurde. Natürlich lässt sich auch der Inhalt des Artikels verändern und so gezielt Falschmeldungen im Netz durch die Sharing-Funktion verbreiten. Oder man klont einfach einen Onlineshop und verdient sich ein paar Euro nebenbei. Der Hinweis, dass es sich um eine geklonte und evtl. veränderte Website handelt, ist wohl so klein, dass viele User das einfach übersehen werden.
Wird die geklonte Seite nicht verändert, bleibt sie für immer in diesem Zustand – selbst wenn dort zunächst Fehler standen und der Seitenbetreiber der Originalseite, den Fehler in der Zwischenzeit korrigiert haben sollte. Außerdem können einmal geklonte Websites genauso wenig gelöscht werden wie der User-Acount, schreibt Kaufhold. Wenn es schlecht läuft, geistern demnächst massenhaft Klone durchs Netz, die niemand löschen kann.
Was das ganze solll, für was es gut sein soll, erschließt sich mir nicht. Muss wirklich allles gemacht werden, was technisch möglich ist? Ja ja, ich weiß, Murphy’s Gesetz und so. Trotzdem krass.
Aber laut Kaufhold gibt es schon eine Möglichkeit, die eigene Website zu schützen und zwar auf unbold.it. Ich bin gespannt wo das noch hinführt. Auf BO.LT kann man sich jetzt für Invites registrieren. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Dienst von einer relevanten Zahl an Usern genutzt wird und die Klonkriege beginnen werden.