Australian closed

australian closed

Ich dachte ja, dass sich der Fall Djokovic längst geklärt hätte, doch nein: es ging die ganze Woche hin und her. Erst erklärte ein Gericht Australia open für Djokovic, jetzt heißt es wieder Australia closed nachdem Einwanderungsminister Alex Hawke das Visum zurückgezogen hat. Die Freude oder von mir aus auch Genugtuung ist bei vielen groß. Ich kann das durchaus nachvollziehen: Der große Sportstar, der denkt, er stünde über dem Gesetz, wurde jetzt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und wie ein Normalsterblicher behandelt. Doch bevor jetzt große Elogen auf die australische Regierung verfasst werden: Dass ist dieselbe Regierung, die einen knallharten Antimigrationskurs fährt und Flüchtlinge unter zum Teil unwürdigsten Bedingungen auf Inseln interniert (Hallo EU!). Djokovic wird gegen diese Entscheidung Einspruch einlegen und ich fürchte, der Fall wird auch noch nächste Woche durch die Medien geistern und wichtigeren Themen die Aufmerksamkeit rauben.

Zum Beispiel dem russischen Imperialismus. Eine russische Invasion in die Ukraine ist auch nach den Verhandlungen zwischen USA und Russland in Genf längst nicht vom Tisch. Und ganz ehrlich: Warum sollte sie das auch? Die NATO oder die USA werden eine russische Invasion nicht militärisch beantworten und einen Krieg mit Russland risikieren. Bleiben nur Sanktionen des “Westens”, die Putin aber auch schon nach der Krim-Invasion nicht sonderlich gestört haben. Die Cyperattacke auf die Ukraine kommt sicher nicht von ungefähr.

Meine Woche stand im Zeichen des Boosters. Ich habe ihn jetzt bekommmen und er hat mich doch fast zwei volle Tage lahmgelegt. Aber jetzt bin ich erst einmal für die nächsten drei, vier Monate durch damit, bis es dann Zeit für den Omikron-Booster werden wird. Jetzt wird wieder in die Hände gespruckt, wir steigern das Boostersozialprodukt!

Ansonsten gab es viel zu tun. Unter anderem habe ich einen Podcast zur aktuellen Vinyl-Problematik aufgenommen. Wer sich ein bisschen für Schallplatten interessiert, weiß, dass das Format seit einigen Jahren am Boomen ist. Allerdings trifft der Boom auf nur limitiert vorhandene Kapazitäten, was vor allem für Indielabels, die in den vergangenen 20 Jahren den Presswerken das Überleben gesichert haben, verheerend lange Wartezeiten von bis zu einem Jahr verschafft. Die Episode könnte Ihr nächste Woche Sonntag hören. Bis dahin könnt Ihr ja die aktuelle Folge des Polytox Podcast mit dem Satiriker Gunnar Schade hören. Gunnar ist ein sehr netter und angenehmer Zeitgenosse und seine Satire ist scharfzüngig und schwarz, so wie Raidy und ich das lieben.

Leseempfehlung

Kurzgeschichtensammlung aus dem Jahr 1932 eines leider ziemlich in Vergessenheit geratenen US-amerikanischen Autors, der 1880 geboren wurde und dessen Kurzgeschichten im Manhattan zur Zeit der Prohibition angesiedelt sind. Die Sprache ist direkt, die Geschichten sind im erzählenden Präsens geschrieben und sind eine kleine Hommage an das Nachtleben Manhattans der damaligen Zeit. Damon Runyons Geschichten sind bevölkert von Kleinganoven, Tänzerinnen und Prostituierten, die Runyon teils absurde Dinge erleben lässt. Die Geschichten sind sehr unterhaltsam geschrieben. Runyon hatte einen guten Humor, der immer wieder durchscheint und die Lektüre kurzweilig macht. Wenn ihr „Schwere Jungs & leichte Mädchen“ im Antiquariat oder im Bücherschrank sehen solltet, greift zu. Es lohnt sich!

Musktipp

Liga der gewöhnlichen Gentleman – Gschichterln aus dem Park Café

Die Nachfolgeband der von mir sehr geschätzten Superpunk haben vergangenen Sommer ein neues Album veröffentlicht. „Gschichterln aus dem Park Café“ heißt es und es ist sehr toll geworden. Das Album macht unglaublich viel Spaß zu hören und der deutschsprachige Northern Soul zaubert mir sogar an einem dunklen Januarmorgen, wenn ich den Hund bei 3°Grad Celcius und Nieselregen ausführe, ein Lächeln aufs Gesicht. Das schaffen nicht viele Bands. Der Liga der gewöhnlichen Gentlemen gelingt das mit Leichtigkeit. Vielen Dank!

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