Unbeschwerte Familienbande

Das Debüt-Album von Larkin Poe gefällt mit unbeschwerten Folk-Pophymnen und bluesigen Countrynummern. Kein Wunder, verbergen sich hinter Larkin Poe alte Bekannte.

Die Liebe ist eine schöne Sache. Eine gescheite Ausbildung auch. Das beides als Grund für den Rückzug aus dem Musikgeschäft angegeben wird und zur Trennung einer Band führt, die kurz vor dem ganzen goßen Durchbruch steht, ist trotzdem eher selten. Nicht so im Fall der Lovell Sisters – einer Country-Bluegrass-Band aus den USA.

Von den Lovell Sisters zu Larkin Poe

Die Band bestand aus den Schwestern Rebecca, Megan und Jessica Lovell, die alle Teenager waren, als sie die Band 2003 gründeten. In der amerikanischen Musikpresse wurden das Trio spätestens nach ihrem 2009 veröffentlichten Album „Time to prove“ schon als die neuen Dixie Chicks gehandelt. Doch dann kam alles anders: Jessica, die älteste der drei Schwestern, stieg Anfang 2010 aus, weil sie heiraten und studieren wollte. Beides wäre mit den Lovell Sisters nicht möglich gewesen.

Wo anders hätte die Entscheidung von Jessica vielleicht zu einer schlimmen Familienfehde geführt. Nicht so bei den Lovell-Schwestern. „Als wir uns 2004 gegründet haben, hatten wir gesagt wir geben alle 110 Prozent oder gar nichts. Wir haben deswegen keinen Streit oder so gehabt“, sagt die mittlerweile 20 Jahre alte Megan. Wozu auch, Megan und Rebecca (19) gründeten einfach eine neue Band, die sie Larkin Poe nannten –  übrigens nicht als Anspielung auf die Dichter Larkin und Edgar Allen Poe. Der Ur-Ur-Ur-Großvater der Schwestern hieß so. „Da wir Geschwister sind, wollten wir einen Familienamen“, erklärt Rebecca.

Einmal vier Jahreszeiten bitte

In Windeseile hatten Megan und Rebecca mit Daniel Kimbro, Chad Melton, Mike Seal und Jonothan Maness Mitstreiter gefunden und Larkin Poe konnten sich endlich im Proberaum einschließen. Dort müssen sie dann Tag und Nacht Lieder geschrieben und geprobt haben, denn schon kurz darauf hatten sie ihre erste Platte aufgenomen, die seit Mitte Juli auch in Deutschland erhältlich ist und „Spring EP“ heißt.

Das EP im Namen führt jedoch ein wenig in die Irre, denn „Spring“ enthält neun Lieder, die zusammen eine Spielzeit von knapp einer halben Stunde haben – die Bezeichnung Mini-Album wäre treffender. Aber egal, „Spring“ soll sowieso nur der Beginn eines Plattenreigens von Larkin Poe sein, denn drei weitere Platten, jeweils nach übrigen Jahreszeiten benannt, sollen im Laufe des Jahres noch folgen.

Virtuose Weiterentwicklung

Doch bleiben wir noch im Frühling. Der klingt alles andere als nach einem müden Abklatsch der Lovell Sisters, was nicht zuletzt an der Instrumentierung liegt. Denn im Gegensatz zur Vorgängerband dürfen die Instrumente bei Larkin Poe auch elektrisch verstärkt sein und auch ein Schlagzeug darf zum Einsatz kommen. Das Resultat kann sich mehr als hören lassen, auch wenn es nicht mehr nach traditionellem Bluegrass klingt. Die Beigabe von Folk-Pop und einer Brise Soul zu den bewährten Zutaten verleihen „Spring“ eine melancholische Grundstimmung, die das Album trotzdem nichts von seinem leichten, unbeschwerten und warmen Klang nehmen.

Der Opener „Long Hard Fall“ begeistert mit zuckersüßer Melodie,  „Shadows of ourselves“ oder „Nothin but the air“ zählen ebenfalls zu den treibenden Folk-Popsongs auf der Platte und strahlen vor Lebensfreude. „We intervine“, „Bulgary“ oder „The Principle of silver lining“ zeigen dann die dunklere, bluesige, nicht weniger gute Seite von Larkin Poe. Allen Liedern gemein ist das harmonische Songwriting und die satte Instrumentierung. Neben Akkustikgitarre, Schlagzeug und Violine kommen noch eine ganze Zahl anderer Instrumente zum Einsatz, wie Mandoline, Klavier, Dobro, Lapsteel und Ukulele. Doch trotz dieser Vielfalt klingen die Lieder nie überfrachtet, sondern immer auf das nötigste reduziert und zeugen von dem außerordentlichen Talent der Band.

Und so bleibt nach diesem gelungenen Debüt eigentlich nur zu hoffen, dass Larkin Poe ihre Unbeschwertheit nicht verlieren. Der Nachfolger „Summer“ ist schon aufgenommen und soll in den nächsten Wochen erscheinen. Ich bin gespannt wie der Sommer klingen wird.

„Spring EP“ ist am 23. Juli bei Edvins Records erschienen.

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